Kurzbiografie
4. Mai 1874
geboren in Hörde bei Dortmund; Eltern: Schmiedemeister und Schneider Johann Hötger und Theodora, geb. Bohne; sieben Geschwister: sechs Schwestern, ein Bruder
1888 bis 1892
Lehre als Steinmetz und Bildhauer in Detmold, gleichzeitig Besuch der dortigen Fortbildungsschule
1892 bis 1894
als Steinmetzgeselle auf Wanderschaft über Dresden, Bunzlau, Liegnitz, Kattowitz nach Dortmund
1895 bis 1898
technischer Leiter einer „Werkstatt für kirchliche Kunst“ bei der Fa. Goldkuhle im westfälischen Wiedenbrück, gleichzeitig Vorbereitung auf das „Einjährigen“-Examen
1898 bis 1900
Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie; Besuch der Bildhauerklasse von Karl Janssen, zuletzt als dessen Meisterschüler; Kurse in Architektur bei Adolph Schill
1900
unter der Leitung des Kunsthistorikers Paul Clemen Exkursion der Akademieschüler zur Jahrhundertausstellung nach Paris, fortan Aufenthalt in Paris
ab 1901
erste Arbeiten unter starkem Einfluss von Auguste Rodin, kleinere Plastiken im Stil des Art Nouveau (Der Sturm, Loïe Fuller, Der Traum) und Skulpturen mit sozialkritischen Themen sowie stark bewegten, aufgebrochenen Oberflächen (Der Blinde, Der Tauzieher, Der Kohlenträger), Genrefiguren (Der Lebemann, Die Straßenmusikanten); Ausstellungsbeteiligungen und erste Erfolge, Anerkennung und Förderung durch den Kunstkritiker und Mitinhaber der Galerie ,La Maison Moderne‘, Julius Meier-Graefe, durch Hugo von Tschudi (Direktor der Berliner Nationalgalerie), durch den Kunstsammler Karl-Ernst Osthaus in Hagen
1904
Aufenthalt in der Bretagne (Bretonische Fischer, Landarbeiter), Lösung von Rodins Einfluß: Büste der Fecondité (Fruchtbarkeit); Stilentwicklung zu monumentalen Formen mit glatten, geschlossenen Oberflächen
17. Juni 1905
Heirat mit der in Tambow/Russland geborenen, aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammenden Konzertpianistin Helene Natalie Haken, kurz Lee genannt
1905
Beteiligung am ,Salon d’Automne‘ mit dem Elberfelder Torso, Doppelausstellung „Exposition d’Œuvres de Camille Claudel et de Bernhard Hoetger“ in den Verkaufsräumen des Bronzegießers Eugène Blot (Gießer von Hoetger-Bronzen) mit Skulpturen und Aquarellen
1906
Bekanntschaft mit Paula Modersohn-Becker
1906 bis 1911
sporadischer Wohnsitz im säkularisierten Kloster Holthausen (Westfalen), kunsthandwerkliche Arbeiten und Möbel; Rückkehr nach Paris
ab 1908
Aufträge für Freiherr August von der Heydt (Gerechtigkeitsbrunnen zur 300-Jahrfeier der Stadt Elberfeld)
1909/1910
Darmstädter Torso (Jugend) (Bronze- und Marmorfassung), Schreitender Jüngling (Tag), zahlreiche Zeichnungen
1911
durch Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein Berufung an die Künstlerkolonie der Mathildenhöhe in Darmstadt, Ernennung zum Professor
November 1911 bis September 1912
Aufenthalt in Florenz: Vorarbeiten für den Platanenhain (Freigelände auf der Mathildenhöhe); Majolika-Zyklus Licht- und Schattenseiten
1912
Rückkehr nach Darmstadt
1912/1913
Fassadenfiguren für das Berner Volkshaus
1913
Übersiedlung nach Fischerhude; Beteiligung an der „Große Kunstausstellung“, Düsseldorf; erste umfangreiche Einzelausstellung im Rahmen der IV. Kollektiv-Ausstellung in der Galerie ,Neue Kunst Hans Goltz‘ in München
1914
„3. Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie“, dafür Auftragsarbeiten: Gestaltung und Figurenausstattung des Platanenhains; Übersiedlung nach Worpswede
1914/1915
Walderseedenkmal in Hannover
1915/1916
Umbau seines Wohnhauses, des sog. „Brunnenhofes“
1916
zweite große Ausstellung in Deutschland bei Paul Cassirer, Berlin
1916 bis 1919
Auftragsarbeiten für den Keksfabrikanten Hermann Bahlsen, Hannover (Porträtbüsten und -figuren, TET-Göttin)
1917
Entwurf für die sog. TET-Stadt, Bildnisbüsten der Tänzerin Sent M’Ahesa, 1922 Ganzfigur der Tänzerin
1918
Bekanntschaft mit Ludwig Roselius
1919
Teilnahme an der Ausstellung der „Novembergruppe“ in Berlin
1920 bis 1922
Bau des zweiten Wohnhauses auf dem Weyerberg in Worpswede (1928 Erweiterung durch ein Atelier)
1921 bis 1923
Bau des Kaffee WINUWUK mit dem Kunstausstellungsgebäude Sonnenhof in Bad Harzburg
1922
Revolutionsdenkmal auf dem Waller Friedhof, Bremen, 1933 zerstört; Niedersachsenstein (Ehrenmal für die aus Worpswede Gefallenen des Ersten Weltkrieges)
1923
Gründung der „Worpsweder Kunsthütten“; Verkaufsausstellung in der Kunsthandlung Große in Berlin
April/Mai 1924
Studienreisen nach Italien und Ägypten
1925/1926
Bau des Kaffee Worpswede (im Volksmund: Kaffee Verrückt) mit Gästehaus und der „Großen Kunstschau“
1926/1927
Bau des Paula-Becker-Modersohn-Hauses in der Böttcherstraße, Bremen (Einweihung: 2. Juni 1927), mit Restaurant, Kunstgewerblichen Werkstätten, einer ,Kunstschau, einem Redaktionsraum für die Zeitschrift ,Die Böttcherstraße‘ und mit einem ,Paula-Becker-Modersohn-Saal‘
1928
Figuren für das Bremer Volkshaus, 1933 zerstört; Friedrich-Ebert-Denkmal für den Rathausplatz in Dortmund-Hörde, 1933 zerstört
1929
Umzug nach Bremen, Wohnung im ehemaligen HAG-Haus in der Böttcherstraße; Schaffung des ,Hoetger-Hofes‘ in der Böttcherstraße
1930/1931
Bau und Ausstattung von Haus Atlantis in der Böttcherstraße (Einweihung: 23. Juni 1931)
ab Sommer 1931
ausgedehnte Reisen nach Südfrankreich (Nizza, Bormes), nach Portugal (Praia da Rocha, Caldas de Monchique) und in die Schweiz (Dornach, Beatenberg); künstlerische Produktion: überwiegend Zeichnungen und Aquarelle
1933/1934
Aufenthalt in Rom, Mitglied der ,Auslands-Organisation der NSDAP’
1934 bis 1936
Wohnsitz in Berlin; Modell für ein Deutsches Forum (= Europäisches Kraftfeld)
1936/1937
Aufenthalt in der Schweiz; Einstufung seiner Werke als „entartete Kunst“
1938
Portugalreise; Ausschluss aus der NSDAP; Rückkehr nach Deutschland, Bau eines Wohnhauses in Berlin-Frohnau; Tierplastiken und Porträtköpfe, kleinere Arbeiten in Ton und Gips
1943
Zerstörung des Wohnhauses durch Brandbomben; Evakuierung nach Eichendorf in Niederbayern
1946
Übersiedlung in die Schweiz nach Beatenberg (bei Bern)
18. Juli 1949
Tod in Beatenberg
1968
Grabmal für Bernhard und Lee Hoetger (gest. 1967) auf dem Ostfriedhof in Dortmund (mit kleiner Fassung des Lichtbringers)
Quelle: Anczykowski, Maria (hrsg.), Bernhard Hoetger – Skulptur, Malerei, Design, Architektur, Ausst. Kat. Bremen 1998, S. 509-511