Bernhard Hoetger
Letzte Aktualisierung: 29. Mai 2024

Bernhard Hoetger

Kurzbiografie

4. Mai 1874

geboren in Hörde bei Dortmund; Eltern: Schmiedemeister und Schneider Johann Hötger und Theodora, geb. Bohne; sieben Geschwister: sechs Schwestern, ein Bruder

1888 bis 1892

Lehre als Steinmetz und Bildhauer in Detmold, gleichzeitig Besuch der dortigen Fortbildungsschule

1892 bis 1894

als Steinmetzgeselle auf Wanderschaft über Dresden, Bunzlau, Liegnitz, Kattowitz nach Dortmund

1895 bis 1898

technischer Leiter einer „Werkstatt für kirchliche Kunst“ bei der Fa. Goldkuhle im westfälischen Wiedenbrück, gleichzeitig Vorbereitung auf das „Einjährigen“-Examen

1898 bis 1900

Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie; Besuch der Bildhauerklasse von Karl Janssen, zuletzt als dessen Meisterschüler; Kurse in Architektur bei Adolph Schill

1900

unter der Leitung des Kunsthistorikers Paul Clemen Exkursion der Akademieschüler zur Jahrhundertausstellung nach Paris, fortan Aufenthalt in Paris

ab 1901

erste Arbeiten unter starkem Einfluss von Auguste Rodin, kleinere Plastiken im Stil des Art Nouveau (Der Sturm, Loïe Fuller, Der Traum) und Skulpturen mit sozialkritischen Themen sowie stark bewegten, aufgebrochenen Oberflächen (Der Blinde, Der Tauzieher, Der Kohlenträger), Genrefiguren (Der Lebemann, Die Straßenmusikanten); Ausstellungsbeteiligungen und erste Erfolge, Anerkennung und Förderung durch den Kunstkritiker und Mitinhaber der Galerie ,La Maison Moderne‘, Julius Meier-Graefe, durch Hugo von Tschudi (Direktor der Berliner Nationalgalerie), durch den Kunstsammler Karl-Ernst Osthaus in Hagen

1904

Aufenthalt in der Bretagne (Bretonische Fischer, Landarbeiter), Lösung von Rodins Einfluß: Büste der Fecondité (Fruchtbarkeit); Stilentwicklung zu monumentalen Formen mit glatten, geschlossenen Oberflächen

17. Juni 1905

Heirat mit der in Tambow/Russland geborenen, aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammenden Konzertpianistin Helene Natalie Haken, kurz Lee genannt

1905

Beteiligung am ,Salon d’Automne‘ mit dem Elberfelder Torso, Doppelausstellung „Exposition d’Œuvres de Camille Claudel et de Bernhard Hoetger“ in den Verkaufsräumen des Bronzegießers Eugène Blot (Gießer von Hoetger-Bronzen) mit Skulpturen und Aquarellen

1906

Bekanntschaft mit Paula Modersohn-Becker

1906 bis 1911

sporadischer Wohnsitz im säkularisierten Kloster Holthausen (Westfalen), kunsthandwerkliche Arbeiten und Möbel; Rückkehr nach Paris

ab 1908

Aufträge für Freiherr August von der Heydt (Gerechtigkeitsbrunnen zur 300-Jahrfeier der Stadt Elberfeld)

1909/1910

Darmstädter Torso (Jugend) (Bronze- und Marmorfassung), Schreitender Jüngling (Tag), zahlreiche Zeichnungen

1911

durch Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein Berufung an die Künstlerkolonie der Mathildenhöhe in Darmstadt, Ernennung zum Professor

November 1911 bis September 1912

Aufenthalt in Florenz: Vorarbeiten für den Platanenhain (Freigelände auf der Mathildenhöhe); Majolika-Zyklus Licht- und Schattenseiten

1912

Rückkehr nach Darmstadt

1912/1913

Fassadenfiguren für das Berner Volkshaus

1913

Übersiedlung nach Fischerhude; Beteiligung an der „Große Kunstausstellung“, Düsseldorf; erste umfangreiche Einzelausstellung im Rahmen der IV. Kollektiv-Ausstellung in der Galerie ,Neue Kunst Hans Goltz‘ in München

1914

„3. Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie“, dafür Auftragsarbeiten: Gestaltung und Figurenausstattung des Platanenhains; Übersiedlung nach Worpswede

1914/1915

Walderseedenkmal in Hannover

1915/1916

Umbau seines Wohnhauses, des sog. „Brunnenhofes“

1916

zweite große Ausstellung in Deutschland bei Paul Cassirer, Berlin

1916 bis 1919

Auftragsarbeiten für den Keksfabrikanten Hermann Bahlsen, Hannover (Porträtbüsten und -figuren, TET-Göttin)

1917

Entwurf für die sog. TET-Stadt, Bildnisbüsten der Tänzerin Sent M’Ahesa, 1922 Ganzfigur der Tänzerin

1918

Bekanntschaft mit Ludwig Roselius

1919

Teilnahme an der Ausstellung der „Novembergruppe“ in Berlin

1920 bis 1922

Bau des zweiten Wohnhauses auf dem Weyerberg in Worpswede (1928 Erweiterung durch ein Atelier)

1921 bis 1923

Bau des Kaffee WINUWUK mit dem Kunstausstellungsgebäude Sonnenhof in Bad Harzburg

1922

Revolutionsdenkmal auf dem Waller Friedhof, Bremen, 1933 zerstört; Niedersachsenstein (Ehrenmal für die aus Worpswede Gefallenen des Ersten Weltkrieges)

1923

Gründung der „Worpsweder Kunsthütten“; Verkaufsausstellung in der Kunsthandlung Große in Berlin

April/Mai 1924

Studienreisen nach Italien und Ägypten

1925/1926

Bau des Kaffee Worpswede (im Volksmund: Kaffee Verrückt) mit Gästehaus und der „Großen Kunstschau“

1926/1927

Bau des Paula-Becker-Modersohn-Hauses in der Böttcherstraße, Bremen (Einweihung: 2. Juni 1927), mit Restaurant, Kunstgewerblichen Werkstätten, einer ,Kunstschau, einem Redaktionsraum für die Zeitschrift ,Die Böttcherstraße‘ und mit einem ,Paula-Becker-Modersohn-Saal‘

1928

Figuren für das Bremer Volkshaus, 1933 zerstört; Friedrich-Ebert-Denkmal für den Rathausplatz in Dortmund-Hörde, 1933 zerstört

1929

Umzug nach Bremen, Wohnung im ehemaligen HAG-Haus in der Böttcherstraße; Schaffung des ,Hoetger-Hofes‘ in der Böttcherstraße

1930/1931

Bau und Ausstattung von Haus Atlantis in der Böttcherstraße (Einweihung: 23. Juni 1931)

ab Sommer 1931

ausgedehnte Reisen nach Südfrankreich (Nizza, Bormes), nach Portugal (Praia da Rocha, Caldas de Monchique) und in die Schweiz (Dornach, Beatenberg); künstlerische Produktion: überwiegend Zeichnungen und Aquarelle

1933/1934

Aufenthalt in Rom, Mitglied der ,Auslands-Organisation der NSDAP’

1934 bis 1936

Wohnsitz in Berlin; Modell für ein Deutsches Forum (= Europäisches Kraftfeld)

1936/1937

Aufenthalt in der Schweiz; Einstufung seiner Werke als „entartete Kunst“

1938

Portugalreise; Ausschluss aus der NSDAP; Rückkehr nach Deutschland, Bau eines Wohnhauses in Berlin-Frohnau; Tierplastiken und Porträtköpfe, kleinere Arbeiten in Ton und Gips

1943

Zerstörung des Wohnhauses durch Brandbomben; Evakuierung nach Eichendorf in Niederbayern

1946

Übersiedlung in die Schweiz nach Beatenberg (bei Bern)

18. Juli 1949

Tod in Beatenberg

1968

Grabmal für Bernhard und Lee Hoetger (gest. 1967) auf dem Ostfriedhof in Dortmund (mit kleiner Fassung des Lichtbringers)

Quelle: Anczykowski, Maria (hrsg.), Bernhard Hoetger – Skulptur, Malerei, Design, Architektur, Ausst. Kat. Bremen 1998, S. 509-511